Watcha Clan lädt mit Radio Babel zum globalen Tanz auf dem Vulkan ein Die biblische Stadt Babel und ihr berüchtigter Turm sind seit Menschengedenken Sinnbild für die Gottesstrafe am sündhaften Menschen, der zu hoch hinaus wollte. Denn durch die babylonische Sprachverwirrung brachte der Allmächtige die Menschen erfolgreich von der Fertigstellung des Turmbaus zu Babel ab. Für das aus Marseille stammende Musikerkollektiv Watcha Clan ist der Name ihres neuen Studioalbums Programm, gleich einem Radiosender, der durch seine verschiedenen Sprachen möglichst viele Menschen aller Kulturen erreichen und sie zum Singen und Tanzen bringen soll. Ihre Texte in Arabisch, Hebräisch, Jiddish, Englisch, Französisch und Spanisch sind Beleg für die intensive Begegnung von Orient und Okzident innerhalb des Clans, der in ""radio Babel"" die muslimischen, christlichen und jüdischen Einflüsse der Bandmitglieder auf neue Weise vertont hat. Dazu gehören aus Süd-Frankreich der Produzent / Keyboarder Suprem Clem und der Bassist Matt Labesse sowie aus Oran in Algerien der Sänger / Gitarrist Nassim Kouti und die jüdisch stämmige Frontsängerin und Mitkomponistin Sister K. Auf dem Album vermischen sich live eingespielte Instrumente mit elektronischen Klangtexturen und musikalischen Einflüssen aus Marokko, Algerien, Israel, Spanien, dem Balkan, der Türkei und Frankreich. Im Gegensatz zu ihrem Vorgängeralbum „Diaspora Hi-Fi“ treten auf “radio Babel“ die elektronischen Elemente zugunsten eines gereiften Songwritings ein wenig in den Hintergrund. Sie benutzen Sampler und Drum-Pads nicht als klangliche Unterstützung, sondern als Akzentuierungen tranceähnlicher, komplexerer Rhythmen, wie sie der Fan von ihren Liveauftritten her kennt. Nassim Kouti's und Sister K's harmonisierter Gesang auf dem von Tuaregeinflüssen getränkten ""Hasnaduro"" ist ein weiteres Beispiel kultureller Konvergenz. Inspiriert von der malischen Wüstenmusik, würzt Watcha Clan diesen Dancesong mit einer herzhaften Dosis elektrischer Gitarren und nordafrikanischen Schlagzeugs, einschließlich der tiefen Register der bassartigen Gimbri-Laute. Zu den innovativen Liedern des Albums gehört ihre Interpretation des hebräischen Gedichtes ""Im Nin'alu"" aus dem 17. Jahrhundert von Rabbi Schalom Shabazi, welches schon von der israelischen Sängerin Ofra Haza zu einem Hit bearbeitet wurde. Als Bonus ist auf der Enhanced-CD auch ein politisches Mini-Dokumentar-Video enthalten, das zu der Musik von ""We Are One"" die Verhältnisse an der US-mexikanischen Grenze u.a. mit Video-Interviews mexikanischer Wanderarbeiter in den Fokus nimmt. Durch welche Klangwelten diese nomadischen Seelen auch immer reisen: Man kann sicher sein, dass Watcha Clan ihr Ziel erreichen: Sie zeigen auf positive Weise die Ähnlichkeiten zwischen den Kulturen durch Musik auf, statt die Unterschiede negativ hervorzuheben. Wer auf beispielhafte Weise den Klang einer vereinten Welt hören möchte, kommt an “radio Babel“ nicht vorbei. Text: Derek Beres (NYC)