Am Anfang seines Graphic Novels lässt Tilo Richter seinen Antihelden Flash Preußen, ganz aus Gummi und mit einer zu engen Badehose bekleidet, kurz vor dem finalen Sprung vom Dach des Mecklenburger Plattenbaus innehalten - er kann jetzt noch nicht abtreten…
In Düsseldorf erfahren derweil vier Musiker zufällig durch die Zeitschrift „Neon – unnützes Wissen“ von dem suizidalen Gummikoloss und plötzlich wissen sie, wie ihr musikalisches Projekt, an dem sie geradezu konspirativ arbeiten, heißen wird (was sie noch nicht wissen, ist, dass Zeichner und Band später einmal zusammen arbeiten werden).
FLASH PREUSZEN ist geboren, und Mike, Gigi, Gereon und Tom, die sich ewig kannten aus Bands wie Fidget, Cho-Jin, Stigma, Marla Glen, Wölli und die Band des Jahres etc., und immer mal im Scherz zusammen eine Gruppe gründen wollten, machen Ernst. Ernst mit einer Band, die an keiner Stelle an die Vorgängerbands erinnern soll.
„Sprich von einer lokalen deutschen Band nie als Supergroup, lautet ein ungeschriebenes Gesetz im Popjournalismus. Wer über die Band Flash Preuszen spricht, sollte lernen, Regeln wie diese über Bord zu werfen“, urteilt alsbald das Coolibri-Magazin über diese Band. Die vier sind nicht mehr jung genug, um als Newcomer zu gelten, und gleichzeitig zu stur, um anderen musikalischen Vorbildern zu folgen. Sie arbeiten verbissen an ausladenden Songs, die durch ihre überraschenden Arrangements brillieren. Konzertbesucher ließen Namen wie Bloc Party, The Intersphere oder Alkaline Trio fallen, um das Gehörte zu beschreiben. Einfacher wird es nicht.
Nachdem die erste EP bei Konzerten nach dem Prinzip 'Jeder zahlt, wie viel er will' der Band quasi aus den Händen gerissen wurde und Gitarrist Gigi eines Tages unverhofft ein Feature über die selbstproduzierte Platte im „Sound & Recording“-Magazin (02/2014, Zitat s.u.) gelesen hat, setzen sich die vier mit Studiochamäleon Gordon Prieditis (u.a. The Datsuns, The Picturebooks) zusammen. Ihre verschworene musikalische Reise setzt sich fort und führt die Band zunächst in die hässlichste Stadt der Welt und dann tiefer in die verschiedensten, abgelegensten Wohnungen und Geheimnisse des großen Plattenbaus. Diese düsteren, trostlosen aber zugleich auch spannenden und verlockenden Gegenden bilden das Gerüst für die nun vorliegende, erste „offizielle“ EP – die zugleich der erste Teil eines Albums ist: 2016 wird „Entresol“ mit einer zweiten EP zum Debütalbum verschmelzen.
Doch wo kann man Flash Preuszen musikalisch einordnen?... Mit mehr Prog als sein muss, mehr Pop als sein darf, mit mehr Gefühl als erlaubt ist und mehr Rock'n'Roll, als man bei der grundsätzlichen Verweigerung typischer Riffs erwarten wird… Tja, da wird es wohl nichts mit der Schublade. Aber die vier machen das Ganze mittlerweile lang genug, um zu wissen, dass sie diese nicht brauchen und wollen. Sonst könnten sie nicht das eingängig-bissige Radio off mit dem einsam ausladenden Old Bones paaren oder den gemütlich traurigen Shuffle von Never Enough mit der erdrückenden Schwere des Gesangsdebüts von Schlagzeuger Gereon bei Tin Drops.
Oder wie Sänger und Bassist Tom es ausdrückt: „Mal ehrlich – Musik aus Leidenschaft zu machen, nicht zum Ausprobieren, sondern weil man weiß, dass man das machen muss, ist immer wie eine Mission. Zur Ruhe kommt man entweder vorher oder eben nie.“ Und so bohrt sich ENTRESOL – das zunächst nur digital und natürlich live erhältlich ist – abwechslungsreich, aber immer mit rotem Faden, den Weg ins Ohr.
„Das ist mal ein Geheimtipp im eigentlichen Sinne. Flash Preuszen mixen Alternative-, Progressive- und Pop-Elemente, klingen mal nach Foo Fighters, mal nach Alkaline Trio oder The Intersphere, und das immer mit einer Faust in die Luft-Attitüde. Außer ein paar Soundcloud-Links bleibt vor der ersten offiziellen Veröffentlichung erstmal die Gewissheit, dass man die gesehen haben muss.“ – Sound & Recording (02/2014)