Epic Independent Music + Contemporary Dance + Visual Arts
"Wer sagt eigentlich, dass..." -
eigentlich haben wir das Gefühl, dass so ziemlich alles, was uns öffnet, was uns künstlerisch wichtig ist, die großartigsten Bilder der großartigsten Geschichten, mit dieser Frage beginnen.
Fang-Yu Shen (Dance, Choreography), Tom Jeske (Guitar, Vocals), Riad Nassar (Visuals) und Gereon Basso (Drums, Vocals) bilden mit AMOUR VACHE ein Kollektiv, das eine Band, Tanz und Performance und Projektionskunst auf gleichwertigen Levels vereint.
Wer sagt eigentlich, dass ein Projekt wie dieses immer ein einziges Oberthema haben muss?
Wer sagt, dass eine Band mit lauten Drums, fuzzigen Gitarren und trashig-liebevoll verhallten Vocals nicht auch im Theater- oder Galeriekontext auftreten darf und dass eine Tanzperformance nicht auch im dunklen, von gierigem Leben gezeichneten Club funktioniert?
Neben Auftritten vor Bands wie Esben and the Witch , Slowdive (GB), Raketkanon (BE) oder Floating Arms (F) sowie Shows in Clubs und Ateliers haben Amour Vache 2018 die komplette Musik für eine Performance des weltberühmten Rotterdamer 'Scapino Ballet' geschrieben und performt. Das Debütalbum ist 2020, pünktlich zum großen “C”, fertig geworden und wird endlich am 23.04.2021 released.
Sie wollen mit ihren künstlerischen Ansätzen zusammen existieren, sich lieben und bekämpfen, konkurrieren und umarmen - deshalb AMOUR VACHE. Im Keim wunderschön, aber gleichzeitig wieder auf der Suche nach dem Bruch, bildschaffend und bilderstürmend zugleich, und - ganz am Anfang. Einem schnellen Anfang.
Ein Tag für die Idee, einen Tag, diese Idee filmisch festzuhalten und im Proberaum zu explodieren, eine Nacht für die erste Studioproduktion.
„Ich mag, wenn man Glauben hören kann“, sagt Gastpianist Bruno Seletkovic. Besser hätte die Band das nicht definieren können. Vielleicht noch Willen – der Wille, auf Sachen zu pfeifen wie zum Beispiel Unsicherheit, Gesetze, Trends, 'Wenn-dann-Sätze', etc. Wir bleiben lieber bei „wer sagt eigentlich, dass...“
Ziel dieser Band war vom ersten Tag an, etwas Interdisziplinäres zu schaffen, ein Gesamtkunstprojekt, bei dem sich Musik, Tanz und Videokunst die Hand reichen können, und das auf gleichem Level. Jede Kunstform darf die andere inspirieren, sich schützend vor sie stellen oder sich gegen sie stemmen – Amour Vache eben, Lieben und Konkurrieren, eine Liebe mit Kratzen und Beißen.
Dieses Album klingt so und hat den ihm eigenen Charakter, weil diese Band so funktioniert.
Es war uns aber stets wichtig, dass die Musik auch für sich Hörgenuss und eine Reise ist, auf die man sich begeben möchte. Ohne Ticket und ohne Plan, wann doch mal eine Pause fällig wäre oder eine Erholung im Wellness-Bereich des Vier-Sterne-Hotels.
Nein, Hochwertigkeit und Dreck müssen hier ganz nah beieinander liegen.
Klassische Ideen wollen hier auf Post-Punk treffen und lyrische Weite braucht an der nächsten Ecke den kurzen, direkten Schlag ins Gesicht der Zeit.
Mit Ausnahme der Morricone-haften Bläser auf den ausladenden Tracks 'Better Shape' und 'Tell me how' kommt die Musik nur von zwei Menschen, eingespielt in einer Woche im grauen Januar im Tresorfabrik-Studio des noch graueren Duisburg-Wanheimerort.
Produziert und gemixt von Gordon Prieditis (u.a. The Picturebooks, The Datsuns) und gemastert von Michael Czernicki in den Düsseldorfer Rock or Die Studios (u.a. Antilopen Gang, The Bayton Fields) klingt diese Platte und ihre Musik so, dass es schwierig sein dürfte, hier direkte Vergleiche anzubringen. Wer sie dennoch will, na gut, hier: The National, Prince, Nirvana, D'Angelo, Joy Divsion, Raketkanon, The Doors, Fontaines DC, Yves Tumor, Shame...finden wir alles fantastisch, aber findet man das auf unserem Album? Mal hören.
Der Robot Rover (1) begibt sich Minute für Minute auf unbekanntes Terrain, versucht einmal zart aus der Distanz zu urteilen, kämpft sich später frei und versteht die Welt nicht so wirklich. Bei Hard to Find (5) läuten Reggae-Elemente trügerisch den Song ein, bis er sich atmosphärisch seiner Klage hingibt und sich zwischen Chanson-Zeigefinger und Poser-Gitarrensolo aushaucht. Death Pop (9) kommt mit der ganzen Einfachheit und Eingängigkeit von zwei schnell handelnden Musikern daher, die den ersten Song für ihre neue Band schreiben. Circles Become Squares (2) – derartiges entsteht, wenn bei zwei Songs aus komplett unterschiedlichen Zeitaltern kreativ geklaut wird und dies keiner merkt – oder doch? Das Ganze wird, auch live, mit der Attitude ungezügelten Post-Punks erspielt, visualisiert und vertanzt.