Dota Kehr, die „Kleingeldprinzessin“, gibt es mit ihrer Band, den „Stadtpiraten“. Es gibt sie im Duo mit ihrem Gitarristen Jan Rohrbach. Und es gibt sie solo. Auf den Bühnen ohnehin schon immer. Seit sie als Straßenmusikantin auszog, die Welt zu erobern. Jetzt endlich gibt es die „Kleingeldprinzessin“ erstmals auch solo auf CD. Allein ist sie aber auch solo nicht. Denn Dota hat ihre Lieder. Ihre wertvollsten Wegbegleiter, auf die sie sich in jeder Situation verlassen kann. Ihre Texte und Melodien, für die sie im März auch mit dem „Deutschen Kleinkunstpreis 2011“ ausgezeichnet wurde. Eindringliche, ausdrückliche Texte. Pointiert, lakonisch und unprätentiös. Immer am Punkt. An dem, der springt, oder dem, der schmerzt. Voll verspieltem Witz („Die wahre Geschichte“, „Fee“) und sprühender Lebenslust („Aber hey“, „Traumsymphonien“). Voll kleiner Mysterien („Ratelied“) oder sehnsüchtiger Melancholie („So gut“). Bisweilen todtraurig („Wo soll ich dich suchen“). Aber selten ohne einen zuversichtlich blinkenden Silberstreif („Zum Glück“). „Zum wahnsinnig werden gibt’s Gründe zu viel, und zum Aufgeben Anlass genug. Woran man glaubt, ist, was man bekommt. Und zum Glück gibt’s die Täuschung. Was hätten wir sonst.“ Es sind gestochen scharfsinnige Momentaufnahmen („Nichts im Tausch“), merkwürdige Märchen („Die alte Piratin“) und fantastische Parabeln („Schlüssel“), blitzgescheite Befindlichkeitsanalysen („Schatten werfen“) und beherzte Protestsongs („Vergiftet“) einer geistesgegenwärtigen Überzeugungspoetin. So, wie es einem Maler mit nur wenigen Strichen gelingen kann, eine tiefe Landschaft zu kreieren, erschafft Dota Kehr oft mit nur wenigen Zeilen ganze Vorstellungswelten („Der Zirkusdirektor“). Opulente Kulissen oder spröde Szenerien. In schillernden Farbe oder grobkörnigem schwarz/weiß. Es sind Lieder, die man hören und sehen kann. Und fühlen. Unter der Haut. Lieder, die atmosphärisch verzaubern und entführen. Mit virtuos treibender Lyrik voll Beat und Binnenreimen. Dota Kehr öffnet die Herzen und lässt die Texte tanzen. Texte, die so klar sind, wie ihre Stimme. Ihre Stimme! Diese unverstellte Stimme, die den Blick frei gibt. Auf ihre Poesie. Diese Stimme, mit der sie mal sanft, mal eindringlich ohrenbetäubend flüstern oder kaum hörbar brüllen kann. Der man anhört, wenn das Herz hinter den Zeilen hüpft oder heult. Die nie vorgibt, etwas zu sein. Die einfach nur so ist, wie sie ist. Unschuldig. Welch großes Wort. Eine Stimme, der man widerstandslos erliegt, weil sie unaufdringlich nahe geht und berührt. Das ist die große Kunst der Ungekünsteltheit. Und eine Kraft, die sich bei ihren Solo-Konzerten ganz besonders entfaltet. Bis zur abschließenden „Stille“ - und die hallt noch lange fort. Und da war bis jetzt noch gar nicht von ihren ohrwurmigen Melodien und raffinierten Harmonien, ihrer musikalischen Vielfältigkeit und Virtuosität die Rede. Darüber dann vielleicht mehr im Pressetext zu ihrer nächsten Solo-CD.