„Speed Of Darkness“ ist der Titel des bisher reifsten und überraschendsten Albums der amerikanischen Folk/Rock-Band Flogging Molly. Aus dem ehemaligen Insidertipp einer verschworenen Irish-Punkrock-Community ist eine der gefragtesten Rockbands unser Zeit geworden: Über zwei Millionen Alben hat die siebenköpfige Band bis heute weltweit verkauft, war auf den Hauptbühnen größter internationaler Festivals wie Rock Am Ring, Coachella, Hurricane und Leeds/Reading zu sehen und füllt mittlerweile auch hier problemlos Hallen jenseits der 5000er Marke. Zudem konnte sich 2008 das Vorgänger-Album „Float“ ohne große Presse-Begleitung auf Platz 4 der US-Billboardcharts und auf Platz 41 der deutschen Album-Charts platzieren. Nach endlosen Touren arbeitete die teils aus Kalifornien, teils aus Irland stammende Band seit fast drei Jahren an einem würdigen Nachfolger. Zudem begann gleichzeitig auch eine neue Zeitrechnung für die Arbeiterklasse auf der ganzen Welt: Über Nacht und ohne Vorwarnung, eben mit jener titelgebenden Speed Of Darkness, brach 2008 die Wirtschaftskrise über die Welt herein, deren Nachwirkungen man auch noch heute allerorts spürt. Besonders betroffen: das kurz vor der Staatspleite stehende Irland, aber auch die Arbeiterviertel Amerikas. Genau jene Orte also, die im Kosmos von Flogging Molly seit eh und je eine große Rolle spielen. Das neueste (bereits 5.) Studioalbum „Speed Of Darkness“ wurde über mehrere Monate hinweg in Motorcity Detroit, dem Epizentrum des wirtschaftlichen Zerfalls, geschrieben und mit Erfolgsproduzent Ryan Hewitt (Red Hot Chilli Peppers) an den Reglern aufgenommen. Die Industriestadt, längst zu einem Symbol der Krise, der Gier und der Ignoranz geworden, diente der Band als Inspiration für ihre Kritik an wirtschaftlichen und sozialen Missständen dies- und jenseits des Atlantiks. Trotzdem strotzen die Songs nur so vor Zuversicht und Optimismus. „Speed Of Darkness“ ist kein hoffnungsloser Abgesang auf die westliche Zivilisation, sondern beschwört den Zusammenhalt und motiviert den Hörer weiterzumachen und durchzuhalten. Kein Wunder also, dass dieses Album zwar die vielen verschiedenen Flogging Molly-Facetten abdeckt, trotzdem jedoch in ganz ungewohnte Sphären hervor stößt. Auf den wütenden Opener und Titletrack „Speed Of Darkness“ folgt das hochaktuelle „Revolution“, das nicht nur eine Kostprobe von Kings messerscharfen Songwriting darstellt, sondern auch in die Fäuste in die Höhe recken lässt. Der Refrain „The revolution begins“ lässt sich auch vortrefflich auf den Sound der Band übertragen: In „The Cradle Of Humankind“ sind erstmals in einem Song der Band Pianos zu hören - das ungewohnt instrumentierte „The Heart OF The Sea“ erinnert in seinem Intro gar an die Indiekönige The Decemberists. Dass das balladeske Duett „A Prayer For Me In Silence“ und der pathetische Closer „Rise Up“, der ruhig beginnt und einem epischen Refrain endet, zu Live-Favoriten der diesjährigen Festival-Saison zählen werden, daran besteht kein Zweifel. „Speed Of Darkness“ erscheint Ende Mai und markiert nach 6 Veröffentlichungen auf Sideonedummy Records (4 Alben, 2 DVDs) das Debüt der Band auf ihrem eigens für diesen Zweck bandeigen gegründeten Label Borstal Beat Records, das sinnbildlich für die neu entdeckte musikalische Reife, aber auch eine neu entdeckte Unabhängigkeit steht.